Bei ätherischen Ölen nutzt man die Sekundärstoffe von Pflanzen, diese kommen in verschiedenen Pflanzenzellen vor. Sekundäre Pflanzenstoffe dienen der Pflanze als chemische Abwehr gegen krankmachende Faktoren, aber auch um Nützlinge anzulocken. Kurz gesagt sie haben ein breites Wirkungsspektrum und dadurch ergibt sich auch ein reichhaltiges Anwendungsgebiet.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien welche die antimikrobielle, entzündungshemmende, krampflösende, schmerzlindernde, schleimlösende, verdauungsfördernde, immunstimmulierende und antioxidative Wirkung belegen. Die Wirkung wurde und wird auch an Tieren studiert und mittlerweile gibt es auch zugelassene Arzneimittel die sich die Wirkung der ätherischen Öle zunutze gemacht haben.
Was diese Alleskönner für deinen Hund und/oder dein Pferd bewirken können und worauf du unbedingt achten solltest erfährst du in diesem Blogartikel.
Die Gewinnung der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe
Es gibt verschiedene Gewinnungsverfahren von ätherischen Ölen, folgende finden Anwendung:
Bei der Wasserdampfdestillation erhält man durch Hitzeeinwirkung zwei verschiedene Produkte. Zum Einen das Hydrolat, welches die wasserlöslichen Substanzen der Pflanze enthält und zum Anderen die ätherischen Öle, welche die fettlöslichen Substanzen enthalten. Bei diesem Verfahren verändern manche Pflanzen ihren Geruch und das ätherische Öl riecht daher anders als die Pflanze selbst. Das gewonnene Hydrolat finden ebenfalls in der Aromatherapie Anwendung, oft dient es als Trägersubstanz für Spray-Mischungen.
Die Gewinnung von ätherischen Ölen durch Auspressen wird Expression genannt. Bei der Expression findet, anders als bei der Wasserdampfdestillation, keine chemische Umwandlung durch Hitzeeinwirkung statt. Dieses Verfahren wird hauptsächlich bei Zitrusfrüchten angewendet und das dadurch gewonnene Öl wird auch Essenz genannt.
Bei der Methode der Lösungsmittelextraktion wird das ätherische Öl mittels flüchtiger Lösungsmittel extrahiert. Da sich Lösungsmittelrückstände im gewonnenen Öl befinden können, ist es besonders wichtig beim Kauf auf das Herstellungsverfahren zu achten.
Die Enfleurage ist eine alte, sehr aufwendige und schonende Art der Gewinnung von ätherischem Öl. Dabei wird das Pflanzenmaterial auf eine mit Fett oder Öl beschichtete Glasscheibe gelegt. Alle zwei Tage wird das Pflanzenmaterial ersetzt und nach 1 bis 3 Monaten hat das Fett/Öl die ätherischen Öle aufgenommen.
Die Kohlendioxid Extraktion ist eine moderne Methode, bei der eine kurze Destillationszeit, niedrige Temperaturen und hoher Druck angewendet wird. Besonders hitzeempfindliches Pflanzenmaterial kann so schonend extrahiert werden.
Wichtige Qualitätskriterien von ätherischen Ölen
Leider schwankt die Qualität der angebotenen ätherischen Öle. Daher solltest du am besten auf hochwertige Produkte zurückgreifen. Ich habe viele verschiedene Anbieter durchprobiert und kaufe mittlerweile die Öle nur noch bei Doterra, da mich die Qualität einfach überzeugt hat.
Folgende Informationen sollten auf dem Fläschchen gekennzeichnet sein:
- 100 % (naturreines) ätherisches Öl
- Deklaration: Bedarfsmittel, Lebensmittel oder Kosmetikum
- Herkunftspflanze in deutscher und botanischer Bezeichnung
- Chemotyp (Ct.): Je nach Standort (Höhenlage, Klima, Boden und UV-Licht-Einstrahlung) bilden sich unterschiedliche Inhaltsstoffe, welche auch unterschiedliche Wirkungen haben
- Herkunftsregion
- Anbauart (bio/kbA/Demeter/konventionell) oder Wildwuchs
- Gewinnungsverfahren
- Verdünnungsgrad
- Haltbarkeit
- Chargennummer
- Füllmenge
- Sicherheitshinweise: nicht unverdünnt anwenden, Haut- und Schleimhautkontakt unverdünnt vermeiden, außer Reichweite von Kindern aufbewahren
Auf das Haltbarkeitsdatum sollte immer geachtet werden bevor das Öl verwendet wird. Abgelaufene Produkte eignen sich nicht mehr für den therapeutischen Zweck, denn im Laufe der Zeit kann es, durch Oxidation, zu chemischen Veränderungen kommen. Diese Öle solltest du nur mehr als Zugabe fürs Putzwasser oder zum Beduften von Wäsche verwenden.
Die Lagerung sollte am besten kühl bis maximal Zimmertemperatur erfolgen. Da die Öle lichtempfindlich sind, solltest du sie in einem dunklen Glasfläschchen bzw. dunkel aufbewahren. Große Temperaturschwankungen solltest du ebenfalls vermeiden.
Die verschiedenen Aufnahmewege
Die verschiedenen Aufnahmewege sind nasal über den Geruchssinn, perkutan über die Haut und oral über das Maul.
Aufnahmeweg über die Nase: Der Duft gelangt über die Nasenlöcher direkt zu den Riechnervenzellen, welche die Duftmoleküle ins Riechhirn weiterleiten. Die Duftinformation wird im Gehirn im limbischen System verarbeitet und beinflusst die Gefühlswelt sowie das Nerven-, Immun-und Hormonsystem.
Da Hunde und Pferde wesentlich mehr Riechzellen besitzen als die Menschen gilt bei der Anwendung von ätherischen Ölen prinzipiell immer „Weniger ist mehr.“
Setzt du ätherische Öle über den Geruch kannst du diese verdünnt mittels eines Sprays verwenden. Du kannst die Öle aber auch auf ein Wattepad oder einen Lavastein träufeln oder durch einen Diffuser vernebeln lassen.
Aufnahme über die Haut: Aufgrund des fettlöslichen Charakters werden ätherische Öle besonders gut von der Haut und den Schleimhäuten resorbiert. Auch bei stark behaarter Haut funktioniert dies, wenn auch nicht so schnell wie auf unbehaarter.
Die ätherischen Öle lassen sich besonders gut über Massagen, Einstreichungen und Einreibungen, Fellsprays und mittels Salben und Cremes anwenden. Auch wenn die Öle über die Haut wirken sollen, können sie bei dieser Anwendung ebenfalls über die Luft eingeatmet werden.
Bei der Aufnahme über die Haut können Haut und Schleimhautreizungen entstehen und deshalb müssen ätherische Öle (bis auf wenige Ausnahmen) immer verdünnt angewendet werden.
Aufnahme über das Maul: Ätherische Öle können Schleimhautreizungen verursachen, bei der oralen Anwendung ist daher Vorsicht geboten.
Es gibt zwar Präparate die dem Arzneimittelgesetz unterliegen und bei entsprechender Indikation oral angewendet werden können, aber auch bevor diese Präparate verabreicht werden, solltest du dich vorab mit den möglichen Auswirkungen/Nebenwirkungen auseinandergesetzt haben.
Ich empfehle dir die Anwendungen über das Maul mit einem erfahrenen Therapeuten abzuklären, gerne kannst du hierzu meinen Rat einholen. Auch für Anwendungen über die Haut ist es hilfreich sich intensiver mit dem Thema zu befassen, denn so kannst du Fehler, wie zum Beispiel das Aufbringen von fototoxischen Ölen (Wirkstoff Furocumarine) in Kombination mit UV-Strahlung, vermeiden.
Die Anwendungsmöglichkeiten für Pferde und Hunde
Ätherische Öle sollen wohltuend wirken, um dies zu gewährleisten müssen ein paar Punkte vor dem Einsatz unbedingt berücksichtigt werden.
Durch den ausgeprägten Geruchssinn von Hunden und Pferden sollten ätherische Öle immer verdünnt angewendet werden. Zu Beginn rate ich dir den Verdünnungsgrad von 0,5 % nicht zu überschreiten und dein Tier genau zu beobachten.
Da jedes Tier eine individuelle Vorlieben oder Abneigungen auf verschiedene Öle empfinden kann, solltest du vor der Anwendung austesten wie dein Tier auf das eine oder andere Öl reagiert.
Leidet dein Tier unter allergischem Asthma, equinem Asthma oder Allergien ist äußerste Vorsicht geboten, da die Inhaltsstoffe einen Allergieschub hervorrufen können. Was du bei equinem Asthma (COB) zusätzlich beachten solltest erfährst du hier.
Bei Krankheiten solltest du immer einen erfahrenen Therapeuten/Therapeutin hinzuziehen. Ich biete hierzu eine kostenfreie Beratung an und unterstütze dich dabei gerne.
Manche Öle sind dopingrelevant. Wenn du mit deinem Tier an Turnieren teilnehmen möchtest, informiere dich vor dem Einsatz von Ölen wie lange deren Karenzzeit dauert.
Um die Gefahr von Hautreizungen zu vermeiden, solltest du die furocumarinhaltige, fototoxischen Öle mit einem Verdünnungsgrad von unter 0,5 % einsetzen.
Da der Tropfeneinsatz der Öl-Fläschchen nicht genormt ist und sich die verschiedenen Öle in ihrer Viskosität unterscheiden, geht man davon aus, dass 20 bis 25 Tropfen einen Milliliter Öl ergeben. Die folgende Tabelle, soll dir eine kleine Hilfestellung geben, wie die Verdünnung durchzuführen ist. Hier gehe ich davon aus, dass 20 Tropfen ätherisches Öl einen Milliliter ergeben.
Basis Öl- Fläschchen in ml | 10 | 30 | 50 | 100 |
---|---|---|---|---|
0,5 % | 1 | 3 | 5 | 10 |
1 % | 2 | 6 | 10 | 20 |
2 % | 4 | 12 | 20 | 40 |
3 % | 6 | 18 | 30 | 60 |
Verdünnung in Prozent | Tropfen | Tropfen | Tropfen | Tropfen |
Für die indirekte Anwendung über die Luft, kannst du einen Diffuser oder einen Spray benutzen. Für Sprays kannst du als Trägersubstanz Hydrolate oder destilliertes Wasser verwenden. Besonders für unterwegs ist ein Spray praktisch und vor der Anwendung solltest du das Fläschchen immer gut schütteln.
Wenn du weißt, dass dein Tier in bestimmten Situationen gestresst reagiert, kannst du ihm ein Fläschchen mit Lavendelöl oder anderen beruhigenden Ölen mischen. Vor oder in der jeweiligen Situation lässt sich dein Tier mit dem Duft beruhigen. Außerdem lassen sich die Düfte mit der konditionierten Entspannung wunderbar kombinieren und die Wirkung wird verstärkt.
Für gute Laune sorgen manche Öle und wenn dein Hund krankheitsbedingt für längere Zeit Leinenpflicht hat und psychisch damit zu kämpfen hat, kannst du ihm mit der richtigen Mischung unterstützen.
Auch Pferde lassen sich super psychisch unterstützen, wenn sie, zum Beispiel, Boxenruhe haben oder wenn sie wieder die ersten Schritte an der Hand gehen dürfen und kurz vorm Explodieren sind.
Für die direkte Anwendung über die Haut kannst du einen Roll-on oder ein Fläschchen mit Pumpspender mischen. Als Trägersubstanz lässt sich hierfür fraktioniertes Kokosöl und Jojobaöl verwenden. Du kannst die Mischung z.B. entlang der Wirbelsäule aufbringen und einmassieren oder eine Stresspunktmassage durchführen.
Die Wirkungskategorien
Du kannst verschiedene Öle für unterschiedliche Zwecke verwenden. Einen Überblick über die Wirkungskategorien und den dazugehörigen Ölen habe ich dir hier zusammengefasst:
Beruhigende und entspannende Wirkung: Lavendel, Mandarine, Vanille, Tonkabohne, Tangerine, Tuberose, Bergamotte, Ylang Ylang, Patchouli, Petit Grain, Melisse/Zitronenmelisse, Neroli, Jasmin, römische Kamille und Vetiver
Sedierende Wirkung: Baldrian
Aufmerksamkeitssteigende und konzentrationsfördende Wirkung: Zitrone, Kamille, Orange, schwarzer Pfeffer, Pfefferminze, Rosmarin, Weihrauch, Zedernholz und Zypresse
Ausgleichende und stimmungsaufhellende Wirkung: Orange süß, Zitrone, Mandarine rot, Grapefruit, Bergamotte, Limette, Bitterorange, Mandarine grün, Zedrat und Yuzu
Furocumarinhaltige, fototoxisch wirkende Öle: nahezu alle Citrusfrüchte (Grapefruit, Zitrone, Bitterorange, Limette, Mandarinenblatt), Raute, Tagetes, Angelikawurzel, Bergamotte und Kreuzkümmel
Hautpflegende und hautschützende Wirkung: Gewürznelken, Kampferbaum, Wintergrün, Rosmarin, Kurkuma, Lavendel, Oregano, Pfefferminze, Teebaumöl, Neem und Zeder
Wundheilende und juckreizstillende Wirkung: Johanniskraut, Kamille, Minze und Pfefferminze
Hufhärtende und antibakterielle Wirkung: Zitrone, Salbei, Zypresse, Lavendel und Teebaum
Verdauungsfördernde und krampflösende Wirkung: Kassia, Anis, Fenchel, Kümmel, Dill, Minze, Rosmarin, Sternanis, Thymian und Wacholder
Wenn du konkrete Fragen hast zu den Einsatzmöglichkeiten bei deinem Tier kannst du mich hierzu gerne kontaktieren. Meine Beratung zu den ätherischen Ölen ist kostenfrei.
Falls du auf der Suche bist nach einem guten Ölproduzenten und gleich welche bestellen willst, kannst du gerne diesen link nutzen.
Viel Spaß und Freude mit den Ölen wünscht dir,
Maria
Quellenangabe
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